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Lady in pink – 1965er Pontiac Laurentian

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Beim Besuch des schönen Holländerstädtchens Friedrichstadt im Mai dieses Jahres geriet ich zufällig in ein Sonntags-Picknick mitten in der Stadt, das unter dem Motto „Think pink!“ stand. Pink soweit das Auge blickt, Tischdeko, Klamotten, Hüte und … sogar ein wunderschöner amerikanischer Straßenkreuzer in pink, ein Pontiac Laurentian aus dem Jahre 1965.

Ich gesellte mich zur Traube der Schaulustigen, die das Auto umlagerten und kam schnell ins Gespräch mit Jan-Martin Lührs, dem Geschäftsführer der Fa. Black Box UG. Unter dem Label Black Box Classics vermietet Herr Lührs diesen und weitere aufregende Oldtimer. Neben dem Pontiac gehören noch Oldies wie Citroen Traction Avant von 1956, Mercedes-Benz 280 SLC von 1981 und Mercedes-Benz 280 S von 1977 zum Fuhrpark. Ein Ford Mustang und ein VW Käfer werden dazustoßen, wenn deren Restaurierung abgeschlossen ist.

Lady in pink

Aus unserem Gespräch entwickelte sich die Idee einer Fotostory, Hauptdarstellerin: Die Lady in pink. Und am 5. August war es endlich so weit. Wir steuerten Flensburg an, um die pink Lady in Empfang zu nehmen. Doch bevor wir losdüsten, galt es, noch einige technische Besonderheiten zu verinnerlichen, die Herr Lührs uns nahebrachte. So ein fast 50 Jahre altes Schätzchen unterscheidet sich doch in vielen Dingen von der heutigen Fabrikware.

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Jan-Martin Lührs, Geschäftsführer der Fa. Black Box UG

Das fängt an mit der Bremsanlage, die weder eine Servounterstützung noch ABS hat und die ein herzhafteres Zutreten erfordert, als wir das von unseren heutigen Autos kennen. Weiter geht es mit dem Starten des Motors. Wenn der Motor kalt ist, muss erst zwei Mal das Gaspedal durchgetreten werden, damit der Vergaser mit Sprit angereichert wird. Dann ca. 30 Sekunden ein klein wenig Gas geben, bis er rund läuft.

Auch die Automatik arbeitet etwas anders, als wir es kennen. Bedient wird sie mit einem Lenkstockhebel, der vier Positionen hat: Neutral, Parken, Rückwärts und Drive. Auf Drive schaltet die Automatik durch insgesamt drei Vorwärtsgänge. Das tut sie nicht so schnell wie die heutigen Automatikgetriebe, aber nach einer Gedenksekunde erfolgt zuverlässig der Gangwechsel.

In einer völlig anderen Autowelt wähnt man sich, wenn man erst mal eingestiegen ist. Keine Schalensitze, kein lederbezogenes Sportvolant, keine LED-Armaturen mit Digitalanzeigen. Stattdessen vorne und hinten je eine Dreiersitzbank ohne Kopfstützen, die mit ihren roten Velourbezügen stark an Sofas der 60er Jahre erinnern. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Griff nach hinten zum Sicherheitsgurt ins Leere führt; Sicherheitsgurte gehörten damals nicht zur Ausstattung.

Das Armaturenbrett zeigt sich barock verspielt. Ein endlos breiter Breitbandtacho mit europäischer Kilometerskala wird flankiert von diversen in Höhlen platzierten Rundinstrumenten sowie Dreh- und Zugschaltern für Licht, Heizung und Lüftung. Air Condition gehörte damals übrigens auch nicht zur Ausstattung.

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

1965er Pontiac Laurentian

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

1965er Pontiac Laurentian

Im Handschuhfach verborgen ist ein modernes Autoradio mit CD-Player, so dass man seinem Roadtrip mittels der im Auto liegenden CDs eine stimmungsvolle Musikuntermalung spendieren kann.

Der Roadtrip nach Dänemark

Doch genug der Theorie, rein in die Praxis oder runter vom Hof. Obwohl vom Betriebsgelände aus erst mal ein paar enge, bergige Sträßchen zu bewältigen sind, habe ich wider Erwarten keine Eingewöhnungsprobleme beim Fahren. Das Fahrverhalten ist nicht so schwammig wie erwartet und die Lenkung arbeitet zielgenau. Beides ist wohl der europäischen Fahrwerksvariante zu verdanken, die in diesem Modell verbaut wurde. Auch die Übersicht über die Riesenkarosse ist überraschend gut, da Stromlinienförmigkeit im Autobau damals noch kein Thema war und man deshalb alle vier Ecken des Autos im Blick hat.

Kleine Rundfahrt um die Flensburger Förde und dann rauf auf die dänischen Landstraßen. Sønderborg ist unser erstes Ziel, na ja, eigentlich ist der Weg das Ziel, aber Sønderborg ist unser erster Halt. Langsam durch die Flaniermeile am Hafen fahren, die Leute drehn sich um, die Blicke folgen uns und die Kameras werden gezückt. Ein Rundgang am Sønderborger Schloss, ein Spaziergang am Hafen und ein Cappu in einem der zahlreichen Cafés, dann geht es weiter auf die Westseite Südjütlands, nach Bredebro, 14 km von der Insel Rømø entfernt. Dort haben wir trotz Hochsaison im Hotel Ballumhus noch kurzfristig Zimmer bekommen (mit 40 € fürs Doppelzimmer sehr preiswert, Einrichtung nach Motelart, sehr empfehlenswert).

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Guten Tag Dänemark

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Wie üblich zieht die pink Lady alle Blicke auf sich

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Mit der pink Lady nach Sønderborg

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Mit der pink Lady nach Sønderborg

Die Fahrt über die dänischen Landstraßen ist herrlich entspannend. Höchstgeschwindigkeit 80 km/h, wenig Verkehr und rechts und links gleiten die Weiten Dänemarks wie in einem Film an dir vorbei. Der Motor säuselt nur noch leise vor sich hin, wenn die Reisegeschwindigkeit erreicht ist und die Passagiere räkeln sich gemütlich auf ihrer Couch.

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Die Weiten Dänemarks gleiten vorbei

Nach dem Check-in im Hotel und einem Abendessen zuckeln wir die Küste entlang und nehmen einen Abzweig zum Meer runter. Bei einer alten Kirche finden wir ein paar Bänke und nutzen die Gelegenheit zum Seele baumeln lassen. Der sich anbahnende Sonnenuntergang spendiert die passende Kulisse für ein kleines Fotoshooting mit der pink Lady.

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Schaulaufen am Strand von Rømø

Nächster Morgen, Zeit für einen Szenewechsel. Nach einem Frühstück in der Morgensonne packen wir unser Gepäck in den riesigen Kofferraum und machen uns auf den Weg zur Insel Rømø. Dass wir bei einem kurzen Stopp auf dem Damm zwischen Insel und Festland wieder einmal in Kameralinsen schauen, wundert uns mittlerweile schon nicht mehr.

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Das Frühstück wartet im Hotel Ballumhus, Bredenbro

Auf Rømø findet man den größten Strand Europas. Er ist ca. 18 km lang und an der breitesten Stelle 2 km breit. Und er ist fast vollständig mit dem Auto befahrbar. Genau der richtige Laufsteg für unsere pink Lady.

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Hallo Rømø

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

1965er Pontiac Laurentian am Strand von Lakolk, Rømø

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

1965er Pontiac Laurentian am Strand von Lakolk, Rømø

Wie an einer Schnur gezogen gehen die Köpfe mit, wenn sie vorbeirollt, unsere pink Lady. Der 5 Liter V8 produziert eine Geräuschkulisse zwischen leise vor sich hinbrabbelnd und dumpf röhrend. Das ins Auge springende Pink sorgt dafür, dass auch der letzte Sonnenanbeter ein Auge riskiert. Papa springt schnell in den Camper und taucht drei Sekunden später mit der Kamera im Anschlag wieder auf. Wir winken ihm freundlich zu und sind Sekundenbruchteile später auf den Chip gebannt.

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Überhaupt verbreitet dieses Auto offenbar gute Laune um sich herum. Du befährst eine enge Straße, ein Auto kommt dir entgegen und normalerweise blickst du in ein angespanntes Gesicht im entgegenkommenden Auto. Nicht so, wenn du in der pink Lady sitzt, dann siehst du freundliche Gesichter, Lächeln, Daumen hoch etc. und der Entgegenkommende macht dir respektvoll mehr Platz, als er eigentlich müsste.

Bisher dachte ich immer, dass man als Hundehalter am schnellsten ins Gespräch mit anderen Menschen kommt. Pustekuchen, noch schneller geht es, wenn du aus der pink Lady aussteigst oder wieder einsteigst. Sei es am Hotel, am Restaurant, vorm Museum oder wo auch immer, in Sekundenschnelle wirst du von Passanten angesprochen, die Herzchen in den Augen haben.

Selbst einmal fahren

Aber wer findet eigentlich Gefallen daran, mit solch einem alten Schätzchen rumzufahren? Weit vorne stehen wohl die Paare, die sich für ihre Hochzeit ein aufsehenerregendes Auto gönnen. Aber auch Geburtstagskinder oder Jubilare mit einem Geschenkgutschein steigen gerne für eine Spritztour ein.

Und dann wären da noch Leute wie ich, die Entschleunigung suchen und beim Fahren mal wieder die Schönheiten der Landschaft wahrnehmen wollen. Letzteres ist mir während der beiden Tage mächtig gut gelungen und auch meine Mitfahrer waren begeistert. Ein wunderbares Erlebnis, an das wir noch lange zurückdenken werden. Aber irgendwann ist der Traum vorbei und wir müssen zurück in die Realität, sprich, die pink Lady wieder an ihren Besitzer zurückgeben und in unser fürchterlich modernes, hochtechnisiertes Auto umsteigen.

Roadtrip durch Dänemark mit einem 1965er Pontiac Laurentian am 05./06.08.2014

Zurück zur aktuellen Technik

Wer auch einmal solche Momente erleben möchte, kann sich an die Fa. Black Box UG wenden. Auf der Webseite finden sich alle wichtigen Informationen.

Vielen Dank an Jan-Martin Lührs von der Fa. Black Box UG, der mich zu dieser Fahrt mit dem Pontiac Laurentian eingeladen hat. Meine Meinung wurde dadurch jedoch nicht beeinflusst.

 

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Der Beitrag Lady in pink – 1965er Pontiac Laurentian erschien zuerst auf Wolfgangs Reiseblog.


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